Christian Mädler, Hamburg
Soweit ich weiß, war die Intention und auch Anforderung an den Denkort, dass er für alle queeren Menschen stehen und eben auch Denkanstöße liefern soll. Und da fällt den lokalen Künstler:innen nicht mehr ein als eine changierende Luftschlange und ein Konzept dahinter, dass alle queeren Menschen außer schwulen CIS Männern ausschließt? Und stattdessen Vorurteile von Schwulen als fröhliches Partyvolk bedient? Deren Farben so gar nichts mit der queeren Community zu tun haben? Allein damit wurde schon die Anforderung nicht erfüllt, und es ist mir unerklärlich, wie der Entwurf überhaupt auf dem 1. Platz gelandet ist? Bei jeder Episode von Rupauls Drag Race wäre man damit „in the bottom“, um mal eine popkulturelle Referenz zu bemühen. Wenn man einmal über eines der CSD-Straßenfeste der letzten Jahre spaziert ist, erkennt man, dass queeres Leben so viel mehr ist und schwule Männer nur ein Teil davon. Ob der 2. Platz nun der tollste und innovativste Entwurf des Jahres sei, darüber kann man geteilter Ansicht sein, aber es ist ein Werk, das ohne viel Erklärung auskommt und wirkt und komplett inklusiv ist. Daher ist für mich die Entscheidung der Behörde richtig und nachvollziehbar. Nicht nachvollziehbar ist für mich die Penetranz der Künstler:innen, gegen den Widerstand der Community und gegen ausgeschriebene Anforderung, nun Ihren Entwurf durchboxen zu wollen, und das gegen die Community, ohne die es gar keinen Entwurf gäbe.